Meckern-Spinnen-Machen

meckern-spinnen-machenEine schöne Technik! Sie erfordert Zeit, Mut und Fingerspitzengefühl. Wenn sie gelingt, zahlt sich der Einsatz aus.

Gute Indikation für Meckern-Spinnen-Machen: Wenn Ihr Team, Ihr Verein, Ihre Arbeitsgruppe an einem toten Punkt angelangt ist. Wenn unklar ist, ob Aufhören oder Weitermachen angesagt ist. Im guten Fall gelangen Ihre Mitmacher zu neuer Zuversicht und es entstehen neue Vereinbarungen über die Zusammenarbeit für die Zukunft.

Diesmal gibt es die Warnungen zu Beginn des Textes

Es liegt nicht nur an den (von mir) verwendeten Vokabeln: Auf Kommando wollen viele nicht meckern. „Wir sind ja keine Meckerer!“ sagen dann die Teilnehmenden.

meckern-spinnen-machen-1Und: Das freie Fantasieren über Lösungen, Träume oder Spinnereien, wie etwas im perfekten Fall wäre, scheint auch vielen Menschen nur sehr schwer zu gelingen: Sofort fallen ihnen Bedenken, Sorgen, Hindernisse und schlechte Erfahrungen ein: „Ja, aber…“ oder „Was soll es für einen Sinn haben, hier völlig utopische Ideen zu diskutieren?“ tönt es dann.

Schließlich: Ob es funktioniert hat, wird erst am Schluss des Verfahrens deutlich. Nämlich dann, wenn Anwesende verbindlich bestimmte Aufgaben übernehmen, wenn sie sich namentlich dokumentiert zu Aktivität verpflichten.

Noch eine, letzte, Warnung: Im privaten Umfeld gelingt diese Technik nur selten, weil viele Menschen lieber im Jammern, Beklagen und Beschuldigen verharren. Zwar auf (oft unrealistische) Gefahren starren, aber eEben nicht mit derselben Energie die ebenso irrationalen, verträumten Lösungsideen auch nur anleuchten mögen.

Meckern

Die Überschrift ist unbeliebt, Sie dürfen die Aufgabe auch anders benennen. meckern-spinnen-machen-2

Zuerst ist nun angesagt, die Miss-Stände zu benennen. Zuerst einmal abschöpfen: Was läuft alles schief? Dann übertreiben: Beschreibt die dramatischsten, skurrilsten, schlimmsten Beispiele. Was genau hat der Chef, der Kunde, der Lieferant gesagt? Kann jemand dies mal in wörtlicher Rede wiederholen? Wie wäre es noch schlimmer? War es schon noch schlimmer? Wörtlich und lebhaft, so besch… wie möglich! Vielleicht mag es jemand mal vorspielen, mit typischer Körperhaltung, exaltiertem Stimm-Einsatz und unter Einbeziehung aller Sinne.

Irgendwann hat auch die konsequenteste Gruppe genug davon. Denn Meckern zehrt. Wenn nix Neues mehr kommt, ist der Moment für das Umschalten gekommen: Nun folgt

Spinnen

„Stellen Sie sich einmal vor, wie es wäre…“ mag eine Instruktion sein. Jetzt ist Fantasie gefragt, Wolkenschieben erwünscht. „Was wäre wie, wenn alles perfekt wäre?“ Oder auch: „Stellen Sie sich vor, die gute Fee war hier. Alles ist zum Guten verzaubert. Was ist jetzt?“

Ressourcen und Vorhandenes

Nie startet oder steht ein Team im luftleeren Raum. Immer sind Ressourcen vorhanden – wurden aber übersehen, geringgeschätzt, ebenfalls mit „ja, aber…“ erstickt.

Bevor Sie anfangen, das Rad neu zu erfinden, schauen Sie gemeinsam hin. Ein sauberes Feedback, startend mit „bitte beibehalten“ Wunder und (be)wirkt Wunder und strahlende Gesichter.

Machen

Wenn Meckern und Spinnen gut gelaufen sind, können Sie jetzt die Ernte einholen. Aus den spinnerten Ideen werden Ansätze entwickelt, die machbar sind und in gewünschte Richtungen weisen. Erfahrungsgemäß ist jetzt ein Klima etabliert, das zum aktiven Mitmachen einlädt. Das funktioniert gut mit den Techniken des moderierten Gesprächs, das ja auch nichts anderes ist als ein Problemlöseverfahren in Phasen.

Quellen

Fachkundigen ist nicht entgangen, dass der Grundgedanke aus den Zukunftswerkstätten stammt. Dass die hier verwendete Fragetechnik auch anderenorts empfohlen und eingesetzt wird. Systemiker kennen –  Verkäufer ebenfalls, sofern sie über „Pain“ arbeiten – so genannte „Problemorientierte Fragen“ („Was würde das Problem verschlimmern?“) einerseits,  „Lösungsorientierte Fragen“ andererseits.  Kreativtechniken arbeiten auch mit dem Ansatz „Übertreiben“, Therapeuten setzen paradoxe Interventionen ein und verordnen genau das, was abgestellt werden soll. Sie arbeiten auch mit der Wunderfrage „Stell Dir vor, es ist ein Wunder geschehen und das Problem hat sich verabschiedet. Was ist dann?“

Ich weiß, dass es gelingen kann

Denn ich habe mit diesem Verfahren schon oft gearbeitet. Für ein Beratungsunternehmen: Zukunft, neue Ziele, neue Angebot finden – und MitarbeiterInnen, die daran arbeiten werden. In einem Verein: Wohin wollen wir – und was genau wollt Ihr? Und auch hier am Schluss: Wer macht mit, schreibt hier seinen Namen auf und sein Angebot? Mit einem Team: Wie wollen wir künftig arbeiten und miteinander umgehen? Im Gesundheitszirkel: Was macht uns hier krank, wie geht es besser? Wer engagiert sich konkret?

Zusammenarbeit für die ZukunftDas Experiment glückte: mit einer ca. 40-köpfigen Gruppe durfte ich 2,5 Stunden „Meckern-Spinnen-Machen“ spielen. Die Vorrednerin hatte ein katastrophales Klima hinterlassen und die Menschen im Saal kannten mich nicht. Ich konnte förmlich lesen, wie es beim Meckern hinter der Stirn vieler Gäste „Wie ist der denn drauf?“ und „Was soll das denn?“ spukte.

Und dann gelang die Übung. Am Schluss hatten wir eine umfassende Sammlung gelber Kärtchen: Wer macht was? Mit Namen und Terminen. Meckern-spinnen-machen

Machen Sie mit, in Ihrem eigenen Team?

Oder wollen wir gemeinsam…? Gerne! Ich freue mich über Ihre Fragen.