Schlagfertigkeit: der Notfall-Koffer
Am besten ist Schlagfertigkeit, die ohne Schlagen auskommt – es sei denn, Sie wollen Konflikte provozieren, verschärfen, eskalieren und Sie nehmen Spätfolgen in Kauf.
Wenn Sie sich diese sechs Reaktionen antrainieren wie einen Reflex, der auch unter Stress und ohne weiteres Nachdenken erfolgt, dann haben Sie 90% aller unfairen Verbal-Attacken im Griff.
Für diese Reflexe gilt, was für alle Techniken der Schlagfertigkeit gilt: Wer sie einsetzt, muss gut stehen bzw. sitzen und einen stabilen Blick haben. Auch das ist Übungs-Sache!
Im Workshop setzen wir deshalb zunächst bei Selbstsicherheit an und trainieren das „Modell Regenhaut“, um unempfindlicher zu werden. Und dann haben wir die Basis, um 10 – 20 verschiedene Reaktionsmöglichkeiten zu erproben.
Eine davon – die ich sehr mag – sei nun beschrieben:
Reflexe antrainieren
Verabschieden Sie sich bitte von dem Gedanken, dass Schlagfertigkeit bedeutet: „Ganz schnell, Gegenschlag, am besten unterhalb der Gürtellinie platziert.“ Viel besser, weil eben NICHT konflikt-verschärfend, sind Reaktionen, die KEINEN Machtkampf initiieren. Die Ihnen den Teppich unter den Füßen lassen und die Heiterkeit vielleicht auslösen, ohne dass jemand zum Opfer wird.
Diese Kriterien erfüllen die Reflexe. Sehen Sie 6 Varianten mit der Empfehlung, wann sie gut einzusetzen sind:
Variante 1 und 2: Das sind Rückfragen, Techniken aus der Konfliktlösung und Deeskalation.
Nachteil: Sie geben damit dem Wortführer weiteren Raum und Gelegenheit, seine Unverschämtheiten auszubauen.
Vorteile: Die Wirkung ist freundlich, Sie gewinnen Zeit, erfahren Hintergründe (sehr gut für Verhandlungen!) und hören neue Vokabeln – vielleicht eine, auf die Sie ganz cool reagieren können.
Variante 3: Diese Aufforderung ist bestens geeignet als Erwiderung auf pauschale und vage An- und Vorwürfe und auf jede Art von negativ besetzten Worthülsen.
Nachteil: Auch hier geben Sie noch einmal das Mikrofon aus der Hand.
Vorteile: Ihr Gegenspieler ist veranlasst, deutlicher zu werden – dann können Sie zustimmen oder ablehnen. Der Imperativ zeigt Aktivität und Stärke.
Varianten 4 – 6: Unterschiedlich ist nur die Härte und Deutlichkeit. Falsche Behauptungen dürfen Sie nicht stehen lassen. Anderenfalls schwächen diese mit Verzögerung und langem Nachhall. Also protestieren Sie. Ruhig und klar.
Nachteile: Die Folge kann eine Diskussion über richtig-falsch, über Wahrheit oder über die politische Großwetterlage auslösen. Zudem besteht die Möglichkeit, dass nun weitere unfreundliche Bemerkungen folgen.
Vorteile: Besonders die dreistufige Variante 6 hat sehr viel Durchsetzungskraft und benötigt noch nicht einmal Ruhe und Zuhören. Das ist in Umgebungen wichtig, die kaum Zeit für einen kompletten Satz lassen.
Die wörtlichen Formulierungen (bitte oft laut aussprechen, damit sie im Notfall ganz von selbst aus Ihrem Mund kommen) können lauten:
1. „Wie meinen Sie das?“
2. „Warum sagen Sie das?“ oder auch „Warum sagen Sie das so?“
3. „Bitte konkret!“
4. „Das sehe ich anders.“
5. „Stimmt nicht“ oder „Stimmt so nicht.“
6. „Falsch.“ Im zweiten Tusch: „Auch falsch.“ Im dritten: „Wieder falsch!“