Gelassenheit statt Hektik, Stress und Burnout

Gelassenheit hat ihre Vorzüge. Wer gelassen und entspannt ist, denkt kreativer. Wer wach und ausgeruht ist, findet die besseren Lösungen für Konflikte. Wer sich selbst gut gut versorgt, führt Verhandlungen zu besseren Ergebnissen. Wer sich wohl fühlt in der eigenen Haut und im jeweiligen Thema, schafft die bessere Präsentation, Rhetorik, Überzeugungskraft.

Es gibt also gute Gründe, sich um die eigenen Ressourcen zu kümmern. Und noch einen: Gelassenheit fühlt sich prima an.

Schauen wir genauer hin? Da verwende ich gerne wieder die Elemente aus der Basis-Psychologie: Denken, Fühlen, Wollen, Handeln, Körper und soziale Umgebung. Denn das Gute an diesen Variablen ist: Wir können sie einerseits nutzen, um uns selbst besser zu verstehen. Jede dieser Dimensionen gibt Hinweise auf unsere Befindlichkeit.

Und, beste Nachricht: Weil all die Variablen in Wechselwirkung miteinander stehen, können wir bei jeder einzelnen gezielt ansetzen, um unsere Gelassenheit zu verbessern.

Diagnose Stress oder Gelassenheit

Bitte zuerst hinschauen, verstehen. Und erst dann … das ist wie bei einem guten Arzt. Zuerst die Diagnose, dann die Behandlung. Noch besser ist es natürlich, zuvor Prophylaxe betrieben zu haben. Auch dabei hilft dieser Ansatz.

Denken

Da wäre zunächst einmal das Wissen um Zusammenhänge und Hintergründe: Was ist das eigentlich, Stress, Burnout, Resilienz?

Unser Denken ist auch geprägt von Erfahrungen, Erwartungen,  Erinnerungen. Und von Denkmustern, Beurteilungen, Bewertungen, Ursache-Wirkungs-Erklärungen, Überzeugungen und Glaubenssätzen. Von Einschätzungen: Wer weiß, dass Stress handhabbar ist, wird anders mit ihm umgehen.

Forschungen belegen, dass das Erleben von Stress sehr stark von kognitiven Prozessen beeinflusst ist. Zuerst nehmen wir körperlich etwas wahr, dann bewerten wir es, dann erfolgen entweder die typischen Stress-Symptome. Oder eben auch nicht. All das geht sehr schnell und unterliegt nicht der bewussten Kontrolle. Verhindern können wir diese Prozesse nicht, aber doch beeinflussen.

Fühlen

Nun ist bereits klar: Das Gefühl ist eine Reaktion. Emotionale Konsequenzen auf Stress sind zwar schnell beobachtbar, doch davor liegen bereits die genannten verarbeitenden Prozesse.

Jeder Mensch hat seinen eigenen Stress. So ist für manch einen ein schöner Eu-Stress, was für andere nur noch Di-Stress, Belastung bedeutet. Erwünschter Nervenkitzel hier oder  das Gefühl von Überlast oder Hilflosigkeit dort. Letzteres macht besonders schnell krank.

Wollen

Auch das Wollen, die Ziele können zur Belastung werden und in besonders ungünstiger Zusammensetzung krank machen. Wer sich nur extrem hohe und ganz niedrige Ziele setzt, kann sich depressiv verstimmen. Die einen sind nie zu erreichen, die anderen wertlos…

Gelassenheit Innere Kameltreiber

Zielvorgaben, aber auch selbst gesetzte, vermögen zum Stressor zu werden. Schlimm ist, wenn ich mein eigener Kameltreiber bin und zugleich das Kamel. Wer immer Nr. 1 sein will, dabei auch noch beliebt, perfekt, stark und immer unter voller Anstrengung… tjaaa.

Handeln

Ungesundes Verhalten unter Stress ist verbreitet. Meist denken wir an das Tun, wenn wir auf diese Dimension schauen.

Aber auch das Lassen zählt. Pausen ignorieren, Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst, Müdigkeit übergehen, für all das keine Zeit mehr aufwenden, was wir als „gesund“ längst akzeptiert haben – wir sind Unterlassen gewöhnt. Obwohl unser Denken sagt: „Klug ist das nicht!“ Einsicht ist eben noch lange kein Weg zu Besserung.

Körper

Stress ist ein Phänomen, das den Körper unmittelbar betrifft. Er reagiert. Mit den uralten Mustern, die für unsere Ahnen noch überlebenswichtig waren. Aber hinter dem Steuer oder auf dem Bürostuhl sitzend, Stund um Stund, zur Lebensgefahr mutieren können.

Wenn Entlastung ausbleibt, stellen sich chronische Beschwerden ein.

Soziale Umgebung

Dass soziale Unterstützung in Krisen hilft, ist bekannt. Auch darauf reagiert der Körper, man denke an Hautkontakt. Und all die anderen Variablen sind ebenfalls beeinflusst.

Wenn jedoch die gesamte soziale Umgebung ungesundes Verhalten vorlebt, gar propagiert, wenn es in ist, gestresst zu sein – dann sind Konsequenzen klar absehbar.

Maßnahmen zu mehr Gelassenheit

Also was tun, damit etwas besser wird?

Frühwarn-System installieren

Gelassenheit Fruehwarnsystem

Das geht auf jeder der genannten Ebenen.

Kenne Dich selbst. Und merke, wann es anfängt, ganz früh! Dann ist Regulieren noch am leichtesten möglich.

Wenn ich bei mir selbst erkenne, dass ich mich ständig verspreche, mir oft etwas aus der Hand fällt, meine Stimme höher und die Stimmung schlechter wird, dann weiß ich, was zu tun ist. Atmen. Tief. Bewusst. Und bald eine Pause machen, am besten allein, in frischer Luft und mit etwas Bewegung. Aber das bin nur ich… Was sind die ersten Anzeichen bei Ihnen?

Darauf bitte reagieren. Vielleicht so:

Denken

„Reframing, Um-Rahmen“ nennen das die Profis. Die Laien sagen: eine andere Brille aufsetzen. Nein, das ist kein Kampf im Büro, es ist ein Spiel. Nein, ich bin diesem Chef nicht ausgeliefert, ich habe ihn nur noch zum Üben. Und dann suche ich mir einen besseren.

Erinnerung kann helfen: an die guten Zeiten, Erfolge, bewältigte Probs.

Oder Konzentration auf das Richtige. Tun Sie das, was Rennfahrer immer tun: Nicht auf das Hindernis starren, sondern die Lücke finden und fokussieren.

Fühlen

Spüren mal, wie es Ihnen geht. Genau jetzt, in diesem Moment. Wie heißt dieses Gefühl? Das klingt jetzt simpel, braucht jedoch Übung und Wortschatz. Meist sind wir nämlich mit Bewertungen und Vorwürfen beschäftigt, aber das sind keine Gefühle.

Wollen

Was ist denn wirklich wichtig für mich? Bin ich auf dem Weg dort hin? Ist das MEIN Ziel? Warum?

Schnell landen wir bei Grundbedürfnissen, aber auch bei der Sinn-Frage. Wer da gut sortiert ist, wird auch nicht länger zur Spielfigur externer Kameltreiber. Will sagen: Weil ich mich gut kenne, kann niemand mehr meine inneren Antreiben ausnutzen.

Wenn ich nicht länger perfekt sein will, trainiere ich Zeitmanagement und Prioritätensetzung. Wenn ich nicht mehr immer der Beliebte sein muss, übe ich das Nein-Sagen.

Handeln

Tun oder Lassen – das Richtige bitte. Nach sauberer Diagnostik sollte das gar nicht mehr so schwer sein – jetzt müssen nur noch die Gewohnheit und der innere Schweinehund überwunden werden.

Reden ist selbstverständlich auch Handeln. Schweigen dito.

Gut bewährt hat sich: Innehalten. Die Sinne spüren. Und hinschauen: Was mache ich da gerade? Und wozu? Verhalten ich mich so, dass ich meinen Zielen näher komme?

Auf den Körper hören

Sie kennen sich doch schon so lange, da wissen Sie doch sehr wohl, was Ihnen gut tut. Vielleicht ist Bewegung ohne Leistungsdenken sinnvoller als der Marathon?

Gelassenheit

Ausruhen, essen und trinken und Berührungen – wer seinen Körper spürt, hat schon viel gut gemacht. Wer nicht: Bodyscan kann helfen. Das ist eine Technik aus dem Bereich Achtsamkeit, die auch in Kliniken eingesetzt wird. Ganz leicht zu erlernen.

Soziale Umgebung gestalten

Ein Kabarettist meinte: Wenn du ganz froh darüber bist, dass dein Freund nicht ans Telefon geht – frag dich mal, ob das dein Freund ist. Oder so: Wisse, wer in Deinem Umfeld Dir Kraft raubt und wer Energie bringt. Auf lange Sicht.

Selbstredend gilt das auch für den Arbeitsplatz samt Chefs, Kundschaft und Kollegium. Ein Berater, der mit Ordensleuten arbeitete, berichtete: „Ich höre lange Zeit zu. Und wenn der Moment dann reif ist, sage ich: Du bist im falschen Kloster. Suchen wir das passende?“ Nun ist die Anzahl der Klöster in Deutschland überschaubar. Arbeitgeber hingegen gibt es sehr, sehr viele. Das wird einfacher.

Fazit

Wer etwas an sich ändern will, erlebt Kopf und Bauch im Konflikt. Das ist normal. Trotzdem sollten wir die Änderungen erproben – und eine Weile durchhalten, bevor wir evaluieren. Dann sind die passenden Synapsen bereits gefestigt und die Aussicht auf Erfolg steigt.

Wollen wir gemeinsam daran feilen? Gerne! Kontakt